Ausgezeichnete Weine in großen Flaschen

Der doppelte Schorsch. Natürlich in der doppelt so großen Flasche.

Liebe Freunde der großen Flasche,

es ist soweit, die 22. Edition von Magnum cum Laude geht an den Start. Wie immer streng limitiert, wie immer von Hand nummeriert und wie immer inklusive der dazugehörigen Geschichte. Die diesmal eine Familiengeschichte ist. Aber fangen wir von vorne an:

Vor ein paar Jahren hatte ich das Glück, einen sortenreinen Cabernet Franc trinken zu dürfen. Ganz großes Kino. Aber sehr rar. Denn in der Regel ist er ein Verschnittwein. Bei den meisten Top-Bordeaux-Weinen zum Beispiel (etwa beim Mouton-Rothschild). Das Interessante daran: Der Cabernet Franc wird nur in „großen“ Jahren genutzt, in „kleineren“ Jahren wird nichts hinzugegeben. Er gibt Weinen besonderes Rückgrat und enorme Langlebigkeit. Im berühmten Cheval Blanc liegt sein Anteil bei bis zu 60 %. Wer ihn mal solo getrunken hat, weiß warum: In guten Jahren ist Cabernet Franc eine absolute Knallertraube. Denn sie produziert wirklich intensive Weine. An der Nase besticht ein gut gemachter Cabernet Franc durch Noten von Himbeeren, Schwarzen Johannisbeeren, Veilchen und Graphit. Durch einen geringeren Tanningehalt, als etwa beim Cabernet Sauvignon, ist der Wein zudem sehr weich.

Allein – ich konnte in den letzten Jahren keinen rechten finden. Aber wie so oft, hat das Schicksal es gut mit mir (und vor allem Euch!) gemeint. Denn als meine Tochter letztes Jahr den Beschluss gefasst hat, als Au-Pair nach Frankreich zu gehen, haben wir dem Glück ein wenig auf die Sprünge geholfen. Weil: Eine Option war, an die Loire zu ziehen. Also genau in eine der wenigen Weinregionen, wo bester Cabernet Franc einzeln ausgebaut wird…une sacrée chance!

Die Toplagen für Cabernet Franc sind in und um die Gemarkung Chenin. Und wie es der Zufall so wollte, ist meine Tochter in einem Schloss und Weingut gelandet, das es schon gab, als der Kardinal Richelieu die Rebsorte dorthin exportierte. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Kardinal die Reben persönlich bei ihrer Familie, den du Petit Thouars abgeliefert hat. Denn diese Familie produziert nicht nur großen Wein, sondern in fast gleicher Regelmäßigkeit französische Volkshelden. Aristide zum Beispiel hat im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft, war Admiral, ein Getreuer von Bonaparte und starb 1798 heldenhaft in der Seeschlacht bei Abukir gegen keinen geringeren als Lord Nelson. Sein Bruder Aubert war der bedeutendste Botaniker seiner Zeit, sein Neffe Abel hat als Counteradmiral nicht nur mehrfach die Welt umsegelt, sondern nebenbei auch Tahiti und Französisch-Polynesien annektiert (und zum Zeitvertreib auch noch die Unabhängigkeit von Peru erfolgreich verteidigt).

Die Familie lebt seit 1636 auf dem gleichen Schloss an der Loire. Gut 300 Jahre später hat Yves du Petit Thouars zusammen mit seiner Frau, einer sehr bekannten Weinkritikerin, die 15 Hektar großen und Jahrhunderte alten Weinberge wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt. Seit genau 40 Jahren wird dort erneut famoser Wein angebaut. Nun führt Yves’ sehr feiner Sohn Sebastien das Weingeschäfte, nachdem er viele Jahre als Musikproduzent in Paris tätig war. Zusammen mit seiner Frau D’Arcy (einer bekannten Szenebloggerin und Reiseführer Autorin). Die beiden haben zwei Kinder, auf die meine Tochter aufpasst, Elisabeth und George. Letzteres ist auch ein Spitzname meiner Tochter (drum’ auch der doppelte George).

Weinetikett EDITION #22

Als wir sie vor Ort besucht besuchten, haben wir viel Zeit in den endlosen Tuffsteingewölben des Schlosses verbracht. Denn dort lagert der Wein unter absoluten Topbedingungen. Und genau da haben wir, versteckt in einer dunklen Ecke, eine ganz besondere Entdeckung gemacht. Gut 250 Magnums einzeln ausgebauten Cabernet Francs Reserve aus dem Jahre 2010. Ein sprichwörtlicher Kellerfund. Der Wein hat zuvor 18 Monate in zweitbelegten französischen Barriques geschlummert, und ist die letzten beiden Jahre dann auf der Flasche gereift. Eine erste Probe hat uns laut jauchzen lassen. Absoluter Hammer: Schwarze Früchte, trotzdem frisch, tolle Frucht, mit einer leichten, sehr eleganten Eichennote. Warm und weich und mit ganz viel Persönlichkeit (kein Wunder bei der Familie!).

Der Wein hat in der 2013er Edition des Hachette Wine Guides eine „Coup de Cœur“ gewonnen. Und bei einer Blindverkostung mit zwei Weinexperten nach unserer Rückkehr wurde uns bestätigt: Wir haben einen ziemlich großen (und unverschämt leckeren) Schatz geborgen!

Es galt also nur noch dem adligen Sebastien den Wein abzuschwatzen und dabei einen bürgerlichen Preis zu verhandeln. Pas facile, ca! Ich muss zugeben: Dass meine Tochter seine Tochter während der Verhandlungen auf dem Schoss hatte, mag geholfen haben…und so können wir verkünden:

Jede einzelne dieser einmaligen Pullen (die wegen George und George eben George le Double heißen) kostet nur wirklich prunklose 39 Euro. Darum der Aufruf an das Volke: Am besten JETZT bestellen. Am liebsten reichlich und am einfachsten per reply.

Aber bei aller Brüderlichkeit: seid gewarnt! Auch dieser Wein wird vite-vite vergriffen sein.

Liberté, Egalité, Fraternité!

Euer Magnum cum Laude Team

Katja & Till Wagner